Auf diesen Tag haben die Mitglieder der Gruppe „La Compostella“ mehr als sechs Jahre lang gewartet: Vor Kurzem erfolgte der erste Spatenstich für das gemeinschaftliche Wohnprojekt auf dem Gelände „In der Auwiese“ in Segendorf. Geplant sind 16 Wohneinheiten in unterschiedlicher Größe mit einem Kostenvolumen von rund 4 Millionen Euro. Mit den ersten Einzügen wird zum Frühjahr 2018 gerechnet.

Eine zentral gelegene Wohnung im Haupthaus soll im Gemeinschaftsbesitz bleiben, sie soll als kommunikative Begegnungsstätte dienen. Denn bei „La Compostella“ steht das gemeinschaftliche Wohnen im Mittelpunkt. „Generationsübergreifend in aktiver und verbindlicher Nachbarschaft zu leben, wo Anteilnahme, Wertschätzung und Solidarität wichtige Werte darstellen, andererseits aber auch der Wunsch nach Abstand und Rückzug akzeptiert wird“, erklärt Ludger Kamp, der von Anfang an Teil der Gruppe ist.

Sechs Paare und drei Einzelpersonen

Derzeit setzt sich die Wohnprojektgruppe aus sechs Paaren und drei Einzelpersonen im Alter zwischen 55 und 83 Jahren zusammen. „Wichtig ist uns ein Leben in Autonomie und Gemeinschaft zu führen, das heißt, selbstbestimmt und in gegenseitiger Unterstützung, soweit es möglich ist und soweit es erwünscht wird“ ergänzt Mitinitiatorin Annelie Wieland.

Die geplanten Wohnanlage umfasst vier Einzelhäuser, ein Doppelhaus und ein Vier-Familien-Haus. Im Bestandsgebäude, dem Haupthaus in der Mitte, werden fünf unterschiedlich große Wohneinheiten neben dem Gemeinschaftsraum mit Küche und sanitären Anlagen errichtet. Im Keller des Haupthauses werden weitere Gemeinschaftsräume geschaffen: Fitnessraum, Werkstatt, Atelier, Archivbüro und zwei unterschiedlich große Mehrzweckräume.

Ausgeklügeltes Energiekonzept

Neben den Kellerabteilen, die den Wohneinheiten zugeordnet sind, befindet sich außerdem die Heizungsanlage. „Es handelt sich um eine Pelletheizung, die mittels Ringleitung alle Wohneinheiten zu 30 Prozent beheizt. Auf dem Dach wird eine Solarthermieanlage installiert, die 70 Prozent der Wärmeenergie liefert. Somit wird der Forderung nach ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit durch umweltbewusste Nutzung regenerativer Energie entsprochen“, erklärt Gruppenmitglied Wolfgang Rahn. Das Energiekonzept sieht im späteren Verlauf auch eine Fotovoltaikanlage vor. Weiterhin soll ein gemeinsames Mobilitätskonzept in Form von Car-Sharing mit Elektroautos ermöglicht werden.

Die Mitglieder der Wohnprojektgrupp tragen die Kosten für das Bauprojekt selbst – es handelt sich um eine private Initiative auf Eigentumsbasis. Baugruppensprecher Rainer Neuendorff: „Da die Baukosten in den letzten Jahren gestiegen sind, müssen die Mitglieder der GbR einiges an Lasten für die gesamte Wohnanlage tragen. Jedoch werden sich nach dem Einzug die niedrigen Energiekosten und die Synergieeffekte des gemeinschaftlichen Wirtschaftens gewiss positiv zu Buche schlagen“, macht er Mut.

„La Compostella“ ist ein Beispiel gemeinschaftlichen Wohnens unter mittlerweile mehreren Projekten im Land Rheinland-Pfalz, die zeigen, wie Wohnen (nicht nur im Alter) gemeinschaftlich und zugleich autonom sein kann.

6000 Euro Anschubfinanzierung

Gemeinsam mit anderen Initiativen und Wohnprojekten, die sich im Aufbau befinden, hat auch „La Compostella“ eine Anschubförderung durch das rheinland-pfälzische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie in Höhe von rund 6000 Euro erhalten.

Aktuell suchen die Mitglieder der Wohnprojektgruppe noch weitere Mitstreiter. Auf dem großen Grundstück stehen noch fünf Wohnungen unterschiedlicher Größe zur Verfügung. Diese sind barrierefrei, mit Gartenanteil, Gemeinschaftsräumen, Platz für Kinder, Natur und direkt an der Wied gelegen. Interessierte können sich bei Ludger Kamp unter Tel.: 02631/559 74 melden. cno